Ein leidenschaftlicher Rückblick auf 25 Jahre gelebte Partnerschaft von Walter und Jacoba Schulz

Mon, 20 Jun 2022 08:18:02 +0000 von Ulrich Hirndorf

© KG Twist
Walter und Jacoba Schulz blicken auf 25 Jahre intensiv gelebte Partnerschaft zurück
„ Kwamba imani yetu haikome“ Dass unser Glaube niemals aufhöre!
Wenn der Bischof der Diözese Dodoma-Tansania, gemeinsam mit dem Bürgermeister unserer Partnergemeinde Hamai (ein gläubiger Moslem), die Schlosskirche zu Wittenberg aufsuchen - die Kirche- in der sich das Grabmal von  Martin Luther befindet, ist das sicherlich ein bemerkenswerter Vorgang.
Zwei Menschen, die trotz  ihres unterschiedlichen Glaubens bereit sind, für ein friedliches Miteinander gemeinsam ein Stück des Weges zu  gehen. 
Andere Glaubensrichtungen in sein Tun und Handeln einbinden, war für meine Frau und mich in den zurück liegenden 25 Jahren der Dreh und Angelpunkt unserer Partnerschaftsarbeit.
Jacoba und ich waren noch im April dieses Jahres in Tansania. Wir überbringen Grüße von Pastor Kilingo aus unserer Partnergemeinde Hamai. Ebenso herzliche Grüße von Bischof Kinyunyu von der Diözese Dodoma und vom Superintendenten des Missionskreises Kondoa, Pastor Stanley Tabulu.
Dankbar dürfen Jacoba und ich auf fünfundzwanzig Jahre Kirchenpartnerschaftsarbeit mit Hamai in Tansania zurückblicken.
Ich erinnere als wäre es gestern geschehen, an unseren ersten direkten Kontakt 1997 mit den Menschen in der Partnergemeinde Hamai. Es war echtes Elend was wir dort zu sehen bekamen und uns war sofort klar, hier dürfen wir nicht wegsehen, hier ist Hilfe dringend geboten.
Bei unserer ersten Begegnung mit unseren Schwestern und Brüdern, müssen wir einigen Bewohnern wohl wie „Besserwisser aus einem fernen Land“ vorgekommen sein.
Gegen Ende unseres Aufenthalts in der Partnergemeinde, zog mich ein älterer Herr an die Seite und sagte zu mir die folgenden Worte:“ Du kommst hier her, weißt nichts über uns und glaubst alles besser machen zu können“!
Da musste ich mich erst einmal kneifen. 
10 Stunden im Flieger um nach Tansania zu gelangen, damals noch drei Tage mit dem Landcuiser- den Sternen folgend -durch die Massaisteppe bis nach Hamai. 
Nach wenigen Kilometern hatten Fahrzeuge, Personen, 
Koffer einschließlich Inhalt, Erdfarbe angenommen. 
Nun solche Worte!
 
Erst später habe ich begriffen, was der ältere Herr damit zu Ausdruck bringen wollte.
Helft uns in unserer Not, aber nehmt uns mit als gleichwertige Partner, als Partner auf Augenhöhe.
Im Nachhinein sind Jacoba und ich dieser Person sehr dankbar. Unser ganzes Tun und Handeln hat sich in den zurück liegenden 25 Jahren genau danach gerichtet.
Unsere Hilfe hat sich eben nicht nur auf die Christen vor Ort beschränkt. Gemeinsam mit den Bürgern von Hamai, haben wir unsere Projekte realisiert.
Dazu wurden Gemeindeversammlungen abgehalten, Bürgerinnen und Bürger über unsere Pläne informiert- und dabei um Zustimmung geworben.
Wenn das Oberhaupt der moslemischen Gemeinde Hamai, meiner Frau und mir bei unseren Besuchen jedes Mal seine Aufwartung macht, stellt das nicht nur eine nette Geste dar, sondern zeugt von Respekt und Vertrauen. 
Respekt und Vertrauen ist aber nicht einfach da. 
Beides muss man sich erarbeiten.
Hamai ist für uns zur zweiten Heimat geworden.
Jacoba und ich wurden zu Ehrenbürger ernannt. 
Warum erwähne ich das? Die Einwohner unserer Partnergemeinde sind zu 
95 % moslemischen Glaubens. 
Daraus mögen sie erkennen, dass eine vernünftige, sinnvolle Zusammenarbeit unterschiedlicher Religionsgemeinschaften in einem Land wie Tansania, in einer Gemeinde wie Hamai, sehr wohl Anerkennung findet.
 
Für meine Frau und mich stellen die zurückliegenden Jahre unserer Partnerschaftsarbeit im Umgang mit einem anderen kulturellen Hintergrund, mit einem teilweise auch anderen religiösen Hintergrund, Menschen mit einer anderen Hautfarbe, Menschen mit einer anderen Sprache, eine große Bereicherung dar. 
Schon seit Ende der 70 er Jahre ist Schulzes Haus an der Ölwerkstraße für Gäste aus Tansania oder anderen Ländern offen und soll es auch bleiben.
Vom Chief Technical Advisor der tansanischen Regierung, vom Bischof bis zum Pastor, vom Arzt bis zur Krankenschwester, vom Evangelisten bis zur Hausfrau. Sie alle fanden bei uns eine vorübergehende Bleibe und ich darf ihnen  versichern, es waren in den zurück liegenden Jahren derer viele.
Unsere Kinder sind mit unseren Gästen groß geworden. Für sie war und ist es eine Selbstverständlichkeit mit einem Schwarzen an einem Tisch zu sitzen und gemeinsam Mittag oder Abendbrot zu essen. Sich dabei in einer anderen Sprache zu versuchen.
Auf der anderen Seite des Äquartors unsere „schwarze Tochter“ mit Namen Vainesta. 
Sie war 14 Jahre, als sie uns bei einem Besuch in Hamai um finanzielle Unterstützung bat. Sie möchte die Realschule besuchen.
Aus Vainesta ist später eine Grundschullehrerin geworden, verheiratet zwei Kinder.
Dank finanzieller Unterstützung, auch konfessionsübergreifend, von Menschen hier aus unserer Gemeinde und darüber hinaus, konnten eine große Anzahl von  Schülern die  Realschule besuchen oder eine handwerkliche Ausbildung innerhalb des „Hekimaverbunds“ der Diözese Dodoma- so auch an der Berufsschule in Hamai  starten. 
Damit haben und geben Sie diesen jungen Menschen eine Zukunftsperspektive. Schaffen damit die Grundlage zur eigenen Lebensgestaltung, geben ihnen Kraft sich zu entfalten.
Compassion, eine amerikanische Hilfsorganisation in Tansania die seit 1995 in Tansania tätig ist und arme Kinder von dritten bis zu zweiundzwanzigsten Lebensjahr begleitet zudem sämtliche Schulkosten übernimmt, ist nach Hamai in unsere Partnergemeinde gekommen.
150 Kinder ab dem dritten Lebensjahr werden nun gefördert.
Dabei ist es egal, welcher Religion oder Konfession sie angehören.
Aber nur dann, wenn die Schüler/innen regelmäßig die Schule besuchen.
Jacoba und ich hatten vor ein paar Jahren schon einmal versucht, diese Organisation für unsere Sache zu gewinnen. Nun sind sie da.
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht mehr die vielen Projekte,  die wir dankenswerter Weise mit ihrer Hilfe realisieren konnten, hier im Einzelnen aufzählen. Das hat ja alles schon einmal irgendwann und irgendwo in der Zeitung gestanden.
 
Zu nennen bleiben die Stiftungen und Einrichtungen, die uns finanziell bei unseren Projekten unterstützt haben. 
In den zurück liegenden 25 Jahren unserer Tätigkeit, konnten wir Bingo die Umweltstiftung Hannover, Brot für die Welt, Pater Beda, die BBS Lingen Technik und Gestaltung, das Kultusministerium, Kirchengemeinde Twist, die Geester Grundschulen, das Windthorstgymnasium in Meppen, Landvolk- Kreisverband Lingen für unsere Sache gewinnen. 
Weitere Hilfe und Unterstützung gab es, angefangen bei einer für uns kostenfreien, lebensverlängernden  Behandlung eines schwer erkrankten tansanischen Bischofs durch das Ludmillenstift-Krankenhaus in Meppen. Spende einer kompletten Arztpraxis, Spende eines Traktors für die Berufsschule in Hamai, dienend zur Kultivierung eines sieben Hektar großen Grundstücks und zur späteren Selbstversorgung der Schülerinnen und Schüler an der Berufsschule. 
Selbstgestrickte Kleidung für Kinder in unserer Partnergemeinde. Gestrickt von Frauen aus Dersum. Diese Frauen sind alle schon um die 90 Jahre und werden von Annemarie Koop betreut.
 Die Liste der Spender, ob finanzieller Art oder durch Sachspenden, wollte ich sie hier alle aufzählen, würde den Zeitrahmen sprengen. 
Bitte  sehen  sie  es  mir  nach.
 
Jacoba und ich arbeiten nun an einem für uns Beide, letzten großen Kirchenpartnerschaftsprojekt. 
Den bereits angefangenen Bau eines Internats direkt an der Berufsschule in Hamai. Leider ist auch dort durch „Corona“ alles ein bisschen ins Hintertreffen geraten. 
 
Für meine Frau und mich ist der Partnerschaftsauftrag unserer Kirchengemeinde in den letzten Jahren zu einem “full  team job“ geworden, dessen Ausführung in Verbindung mit der daraus resultierenden Arbeit, wir aber zu keiner Zeit bereut haben.
Bis hierhin sagen wir schon einmal Danke, für das in uns gesetzte Vertrauen in den zurück liegenden 25 Jahren.  
Die Unterstützung der Pastoren und Kirchenvorstände, in Bezug auf unsere Partnerschaftsarbeit, war zu jeder Zeit gegeben.  
Dieses Vertrauen hält bis in den heutigen Tag an.
Ohne das absolute Vertrauen in unsere Arbeit, dass uns  Pastor Jacobs in all den Jahren entgegen gebracht hat, hätte aber vieles nicht funktioniert.
 
Ich kenne die einzelnen Kirchengemeinden innerhalb des Kirchenkreises Emsland Bentheim, die seit 1988 eine Kirchenpartnerschaft mit Gemeinden in Tansania eingegangen sind und kann daher sehr gut beurteilen, was unsere Paulusgemeinde Dalum seit Beginn der Partnerschaft mit Hamai im Jahr 1994 geleistet hat. Darauf dürfen und können wir alle sehr, sehr stolz sein.
 
Kollektives Handeln führte letztendlich zum Erfolg.
Hinzu kommen Personen, die bereit waren und es noch immer sind, Verantwortung und Führung zu übernehmen.
Richtig ist auch:   Was wir bis heute an Dankbarkeit von unseren Schwestern und Brüdern in Tansania zurückbekommen haben, ist mehr, als wir zu leisten im Stande waren. 
 
Es gibt sie nach wie vor, Menschen, helfenden Hände, die sich für die Armen einsetzen. Ob im eigenen Land oder darüber hinaus.
Abb‘e Pierre ein „Armenpriester“ aus Lyon war solch ein Mensch, der sich um seine Mitmenschen kümmerte und dabei viel Widerstand erfahren musste, um letztendlich seine ehrenwerten Anliegen für die Armen im eigenen Land durchzusetzen. 
Der, wenn es sein musste, über die Radiosender Worte wie: „Meine Freunde zur Hilfe“ ausrief.
Der die Regierung seines Landes wachgerüttelt hat, damit sie endlich etwas gegen die Armut im Lande tut. Wie man heute weiß, mit Erfolg.
Abb‘e Pierre wird auch heute noch in Frankreich als das „Gewissen und Inkarnation der Güte“ geehrt.
 
Ob auf großer Bühne wie dieser Armenpriester oder im ganz Kleinen, 
sich für eine Sache einbringen, darauf kommt es letztendlich an. 
Es reicht eben nicht Versprechungen abgeben, sich dafür feiern lassen und nach mir die Sintflut. 
Auf unsere Partnerschaftsarbeit bezogen, haben meine Frau und ich in den zurückliegenden Jahren gelernt, wenn es sein muss, in der Sache hartnäckig bleiben und wenn nötig auch mal gegen den „Strom“ schwimmen. 
Beispiel: Elektrizität für die Berufsschule, Wasser für die Gemeinde Hamai.
Gegen Widrigkeiten aus der dortigen Regional-Politik, sind wir mit dem Bürgermeister von Hamai samt Gemeinderat, zu Verhandlungen mit der Bezirksregierung zum deren Amtssitz nach Chemba gefahren oder haben mit dem Energieminister der tansanischen Regierung verhandelt, um unsere Forderungen für die Bürgen von Hamai letztendlich durchzusetzen.
 
Hilfe zur Selbsthilfe, Worte die eine große Bedeutung haben.  Hilfestellung ja, aber auch Loslassen können.
Wir leben in einer durch das Christentum geprägten Kultur in der die Kirchen über ihre ur-religiöse Funktion hinaus wertvolle Beiträge leisten.
In der heutigen Zeit fällt es nicht immer leicht, die (christlichen) Kirchen und deren Arbeit für die Gesellschaft zu verteidigen.
 
Wachsamkeit ist gefragt. Ebenso wichtig ist es über den eigenen Tellerrand zu schauen und die Not der Menschen dieser Welt nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern konkret zu helfen, wie es z.B aktuell im Ukrainekonflikt geschieht.
Unsere Welt im Kontext sehen, sie verstehen lernen und handeln. 
Es macht traurig, dass es im 21. Jahrhundert immer noch eine Handvoll Menschen gibt, die in der Lage sind, die ganze Welt auf den Kopf zu stellen.
 
Es kann nicht sein, dass wenige Menschen auf der Erde mehr besitzen, als all die anderen zusammen. Dass die moralisch verwahrloste Elite Wasser predigt (Gürtel enger schnallen) und entschuldigen sie, Wein säuft.
Ein Fünftel der Menschen auf unserer Erde haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
800 Mill. Menschen auf dieser Erde leiden hungern (so hart das auch für den einzelnen von uns klingen mag, Hunger ist Mord). 
Es kann nicht sein, dass unsere Welt überwiegend von den reichen Industrieländern in eine weltweite Umweltkatastrophe getrieben wird.
80 Millionen Menschen (etwa die Einwohnerzahl von Deutschland) befinden sich auf der Flucht. Hier läuft etwas ganz gehörig aus dem Ruder.
Zahlen, die nachdenklich machen und wo wir uns fragen müssen, was können wir dagegen tun.
Wegschauen, auf andere warten? Es reicht auch nicht, einfach mal hier und dort an den Stellschrauben drehen und alles geht so weiter wie bisher. 
Damit befinden wir uns aktuell in einer kollektiven Lebenslüge.
Gemeinsam müssen wir die Kraft aufbringen mehr Empathie zu zeigen für Menschen, die eben nicht eins zu eins genau so leben und denken wie wir selbst. 
Hinkommen zu einer pluralistisch geprägten Weltgemeinschaft, hin zu einer Weltoffenheit wo auch die Rücksicht auf Minderheiten notwendig und richtig ist.
Die Verschiedenheit der Menschen auf dieser Welt und deren Akzeptanz, das ist die Herausforderung an uns.
Sich um seine Mitmenschen kümmern. Die Art und Weise wie das geschehen kann, ist dabei sekundär. Hilfe im Herkunftsland dieser  Menschen, wie wir es z.B. seit zweieinhalb Jahrzehnte durch Partnerschaftsarbeit unserer Kirchengemeinde mit Hamai in Tansania leisten, bei der sich viele Menschen einbringen.
Bill Gates (Chef v. Microsoft) äußerte sich zu der Situation in Afrika mit den Worten: „Die Not des Kontinents sei eine Narbe im Gewissen der Welt.“
Das Afrika umhüllende „Narativ“, ein Land der Katastrophen zu sein, der kontinuierlichen blutigen Kriege, das Afrika des Hungers und Elends – das sind Kommentare und Bilder, die uns aus den Medien vertraut sind. Diese Bilder prägen unsere Meinung, beeinflussen in entscheidendem Maße auch die Überlegungen und Entscheidungen über Afrika.
Sie haben letztendlich dazu geführt, dass Afrika eine Zeit lang nur noch als Nothilfeempfänger, Weltsozialhilfeempfänger galt oder gar als abgeschriebener Kontinent.
Ja, manche europäischen Ökonomen behaupteten sogar, wenn Afrika in den Ozean versänke, würde es die Weltwirtschaft nicht einmal merken.
Dieses negativ geprägte Bild, hat sicherlich auch noch heute, zumindest in Teilen seine Berechtigung.
Doch ich glaube, es gilt hier zu differenzieren. Viele Afrikaner könnten inzwischen durchaus eigene Wege gehen…… wenn.. man ..sie.. lässt.
Heute, findet auf dem afrikanischen Kontinent die Ausbeutung  natürlichen Ressourcen durch rohstoffgierige Industriestaaten statt. 
Die gefährlichen  Abfälle für Mensch und Land, die in den reichen Industrieländern bei der Verarbeitung der Rohstoffe entstehen, bekommen die ausgebeuteten armen Länder „GRATIS“ zurück.
 
Wir brauchen dringender denn je, eine gerechtere Verteilung der Ressourcen. 
Die Superreichen in aller Welt leben einer Oxfarm Studie zufolge, wie ökologische Vandalen und sind für ca. ein Sechstel der weltweiten Umweltverschmutzung verantwortlich.
 
Hier in Deutschland leben wir in einer Fürsorglichkeit, die uns doch hin und wieder erschlaffen lässt. (So sagte es schon Alt-Bundespräsident Gauck)
Das Leben im hier und heute, das von Gott geschenkte Leben verpflichtet uns aber, den stimmlosen Menschen eine Stimme zu geben, sich für die armen, schwachen, ausgegrenzten und für Menschen auf der Flucht nach irgendwo einzusetzen
 
Es ist unbestritten, wir befinden uns mitten in einer neuen Weltordnung!
Die zunehmende, verändernde Globalisierung, die Digitalisierung, der gestiegene Leistungsdruck machen den Menschen auch hier bei uns zu schaffen. Wir laufen der Entwicklung ständig hinterher, das kann frustrieren. Dieses „nicht mithalten können“  weist Menschen zunehmend als Verlierer aus. 
Viele Menschen kommen mit diesem rasanten Wandel nicht klar. Es geht alles zu schnell. Gestern noch machten Normen und Werte ein friedliches Zusammenleben möglich, morgen vielleicht ist das vielleicht schon überholt. Die Brutalität, mit der sich  einige Länder über Vereinbarungen, Absprachen  hinweg setzen, andere Länder überfallen. Es dabei in Kauf nehmen, dass unschuldige Frauen und Kinder getötet werden macht sprachlos.
Wir erleben eine voranschreitende Verrohung unserer Gesellschaft.
Hass scheint zu einem der Zentralen Phänomene der Gesellschaft geworden zu sein. Hass ist die stärkste Emotion. Hass speist sich aus Abneigung und Feindseligkeit, aus Angst, Neid und Verachtung.
Weltweit erstarkende populistische Strömungen werden mehr und mehr erkennbar.
Darum ist es so wichtig aufmerksam zu sein, hineinhören in den Vielklang der Stimmen.
Umso wichtiger ist es mehr Solidarität und Mitgefühl gegenüber unseren Mitmenschen aufzubringen. 
Gemeinsam müssen wir darauf achten, dass wir nicht in eine Welt der sozialen Kälte abrutschen. Dass es anders gehen kann, zeigt uns aktuell das Beispiel Ukraine.
Wegkommen vom ich, mehr hin zum wir, scheint mir das Gebot der Stunde.
Unser Bestreben muss es sein, zu versöhnen statt zu spalten.
Die alte Ordnung löst sich auf, was schlimm sein kann, aber nicht schlimm sein muss. 
Was ist zu tun wenn so vieles, vor allem auch gewohnte, sicher geglaubte Dinge, plötzlich ins Wanken geraten?
Die Zukunft ist uns nicht nur vorgegeben, wir müssen aktiv daran mitgestalten. Dabei ist darauf zu achten, dass die weniger starken Schritt halten können.
Sich einbringen lohnt sich durchaus, denn dies ist das beste Deutschland das wir je hatten.
Sich einbringen, für Freiheit und Frieden. Wir wissen, Beides gibt es nicht zum Nulltarif.
 
Möglichkeiten  zur Veränderung, die uns hier in Europa durchaus gegeben sind, haben die meisten Menschen in Tansania aber nicht.
Sie wachsen in Verhältnisse, die Ihnen die Zukunft nimmt, ihnen und ihrem Land.
Gerade auch sie, werden von der weltweit stattfindenden Digitalisierung überrollt und erdrückt. Die meisten Menschen in Tansania haben inzwischen ein Handy. Viele haben Zugang zum Internet und haben dadurch Einblicke, wie die Menschen in den reichen Industrieländern leben. 
Mehr und mehr hallt ihr Ruf  in die Welt: „Warum haben die Weißen alles und wir nichts? „Gebt uns auch ein Stück von dem großen Kuchen “!
Wir erleben mit, wie Menschen ihre Heimat verlassen müssen, ihr Zuhause verlieren, sich  auf die Suche nach einer neuen Bleibe begeben. 
Aus der Ferne kommen Menschen in unsere Nähe. 
Die meisten fliehen nicht um ein besseres Leben,   sondern … um  zu  leben.
Auch Jesus war ein Flüchtling!
Jesus selbst hat den dramatischen Auszug von Flüchtlingen erlebt, als er mit seinen Eltern nach Ägypten floh.
Jedes sechste Kind auf dieser Welt, wächst in der Nähe militärischer Konflikte auf.
John Lennon träumte schon vor 50 Jahren in seinem Song „Imagine“ von einer besseren Welt ohne Hunger, Krieg und Hass.
Vielleicht bin ich ja ein Träumer, aber ich bin ganz sicher nicht der Einzige.
Flüchtlingsströme zu unterbinden wird nicht durch Ablehnung, nicht durch Mauern oder Stacheldrahtzäune, schon gar nicht durch Waffengewalt gelingen. Sondern einzig und allein, indem wir mithelfen in den Herkunftsländern dieser Menschen die Ursachen zu bekämpfen, dass diese Menschen nicht weiter Hunger leiden müssen, sie über sauberes Wasser verfügen können, im eigenen Land genügend Arbeit finden, dass ihnen der Zugang zu Bildung ermöglicht wird.
Lasst uns statt Mauern besser Brücken bauen.
Ehre nicht Christus hier mit seidenen Gewändern, während du dich draußen auf der Straße nicht um ihn kümmerst, wo er vor Kälte und Blöße zugrunde geht.
Gott braucht keine goldenen Kelche, sondern goldene Menschen.
In einem der reichsten Länder dieser Erde fällt es uns leicht, Gott für die vielen Gaben seiner Schöpfung zu danken.
Aber letztendlich ist dieser Dank nur so viel wert, wie er einhergeht mit der Bereitschaft, die Fülle und den Reichtum dieser Gaben mit denen zu teilen, die nichts davon haben. 
 
 „ Kwamba imani yetu haikome“ -  Dass unser Glaube niemals aufhöre!
Hat unser Glaube tatsächlich etwas mit dem  Lebensstandard der Menschen zu tun?
Nach dem Motto: 
„Je mehr Wohlstand vorhanden, umso weniger brauchen wir die Kirche, brauchen wir Gott“? 
Diese Überlegung ist sicher nicht ganz von der Hand zu weisen. 
Wenn gesagt wird: 
„Die Christen in Tansania haben einen so festen Glauben“
Dann ist diese Bemerkung sicher nicht falsch.
Aber es lohnt sich auch hier etwas genauer hinzusehen.
Gott allein weiß, wie fest der Glaube eines Menschen hier wie dort wirklich ist.
Sicher aber lässt sich sagen, dass wir unterschiedliche Vorstellungen haben, wenn wir miteinander vom Glauben reden.
Die allermeisten unserer Mitchristen in Tansania gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass bei Gott alle Dinge möglich sind.
Das er in unserem Leben eingreift und das Menschen sich an Gottes Gebote halten  müssen, wenn es ihnen gut gehen soll.
 
Auf viele hierzulande wirkt ein solcher Glaube naiv.
Unser aufgeklärtes Bewusstsein und all die technischen Errungenschaften machen es schwer, mit Gottes unmittelbarem Eingreifen zu rechnen. Wer von uns betet vor jeder noch so kurzen Reise oder vor jedem ärztlichen Eingriff?
Bei unseren tansanischen Partnern ist genau das üblich.
Wer von uns wappnet sich bewusst gegen die Anläufe des Teufels
und seiner Dämonen. 
Unser Denken und Wahrnehmen ist weitgehend entgeistert; so entdämonisiert, dass uns der Teufel reiten kann, ohne dass wir es auch nur merken. 
 
Nicht so in Tansania. Dem Satan( Shetani) zu widerstehen, damit er keine Macht  über uns Menschen gewinnt, das nimmt man dort ernst und man ist überzeugt, wenn auch nur einer in der Familie oder der Gemeinde den Teufel  gewähren lässt, wird er oder sie zu einer Bedrohung für alle. 
Hier in Deutschland steht die persönliche Gottesbeziehung im Vordergrund. Wir sehen uns da ganz in der Tradition von Martin Luther, der sich mit der ganz persönlichen Frage „ Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ herumgequält hat.
Auch wenn das heute nicht mehr unsere zentrale Glaubensfrage sein mag, so steht doch unsere eigene Person meist im Mittelpunkt unseres Nachdenkens - vielleicht noch deutlicher als zu Luthers Zeiten.
In Tansania würde die Frage Luthers wohl auch heute lauten:
„Wie bekommen wir einen gnädigen Gott?“
Gott ist entweder allen Mitgliedern einer Gemeinschaft gnädig oder keinem. Und dafür, dass allen Gottes gnädiges handeln gilt, hat jeder und jede einzelne Verantwortung zu übernehmen.
Beide Glaubensmodelle haben ihre eigene Stärke. 
 
Über zwei Jahre laufen wir zum Schutz vor Viren mit einer Maske vor dem Gesicht. Wir alle hoffen, dass wir sie irgendwann wieder ablegen können. Doch laufen wir nicht schon viel länger mit eine Maske, einer unsichtbaren?
Diese setzen wir auf, wenn es uns nicht gut geht. Wenn wir von Krankheiten heimgesucht werden, wenn es in der Familie nicht so läuft, wenn wir mit unserem Leben unzufrieden sind oder wenn wir uns einsam fühlen.
Eine Maske für die erkrankte Seele, die nach außen unser Gesicht verdeckt und niemanden zeigen soll, wie es in unserem Inneren aussieht.
Auch diese Maske hat durchaus mit unserem Glauben zu tun. Der Glaube an eine höhere und gerechte Macht. Je fester mein Glaube, je weniger benötige ich diese unsichtbare Maske.
 
Je schneller wir Menschen begreifen, dass wir nur ein Teil dieser Welt sind und danach handeln, je größer ist die Chance etwas zu verändern, dass für unsere Nachkommen auch noch etwas übrig bleibt. Wir müssen dabei nicht alles anders machen, aber vieles besser. Gemeinsam mögen wir bitte daraus erkennen, dass uns nicht viel Zeit bleibt, um die dringend nötigen Veränderungen herbeizuführen.
Die Corona Pandemie hält uns noch einmal deutlich vor Augen, dass wir Menschen zerbrechlich sind.
Es mehren sich Stimmen die da sagen: Es reicht für den Sieg des Bösen, wenn die Guten nichts tun. 
 
Wir wissen, unser Leben auf diesem Planeten ist und bleibt eine Verabredung auf Zeit.
Anders gesagt:“ 
Wir sind verlobt mit dem Leben, aber verheiratet mit dem Tod.“
 
Martin Luther King sagte einmal folgende Worte:
„Jeder von uns muss sich entscheiden, ob er für seine Zeit auf Erden, im Licht der Nächstenliebe oder im Dunkel der Eigensucht leben will“. 
 
Ich wünsche mir, dass das Licht die Finsternis überwinden möge und die Liebe den Hass.
Walter und Jacoba Schulz (Dalum)
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